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14.02.2017

Weltklasse-Künstler schmücken Karnevalisten

Große Kunst und Karneval - gibt es da Berührungspunkte? Ja - das beweist eine Prinzengarde in der Karnevalshochburg Düsseldorf. Ein unverzichtbares Detail des närrischen Frohsinns - den Sessionsorden - lässt der Verein von weltbekannten Künstlern gestalten.

Düsseldorf (dpa) - Kunst und Karneval - in Düsseldorf gehen diese beiden auseinanderliegenden Welten eine einzigartige Verbindung ein. Seit 17 Jahren gestalten Weltklasse-Künstler in der Hochburg des närrischen Frohsinns die jährlichen Sessionsorden der Prinzengarde Blau-Weiss («Blau-Weiss» (ss statt ß) ist tatsächlich die Schreibweise der Prinzengarde). Günther Uecker, Otto Piene, Heinz Mack, Markus Lüpertz, Tony Cragg oder Thomas Ruff - sie alle haben schon die Motive der unverzichtbaren närrischen Orden entworfen.

«Die Kunst und der Karneval, das ist eigentlich immer ein schwieriges Thema», sagt Garde-Präsident Michael Schweers. Viele Künstler flüchteten ja sogar vor den Narren. «Umso schöner ist es, dass diese Sammlung zusammengekommen ist.» Schließlich habe Düsseldorf mit seiner Nähe zur Kunst, der Akademie und den vielen Künstlern ja auch eine «Sonderstellung» unter den Karnevalsstädten. Und aus diesem Grund wollten die blau-weißen Karnevalisten auch etwas Anderes machen als die herkömmlichen, billig goldglitzernden Sessionsorden.

Dieses Jahr hat der minimalistische Künstler Imi Knoebel den Orden gestaltet und dafür seinen bekannten unregelmäßig gezackten Kinderstern gewählt. Knoebel erinnert damit an die Rechte der Kinder. Und nun ziert der gelbe Stern auf blauem Grund den rautenförmigen klimpernden Orden. Dass Künstler wie Knoebel, der auch die farbenprächtigen Glasfenster für die gotische Kathedrale von Reims entwarf, sich auf die «Leichtigkeit und Verspieltheit» des Karnevals einließ, weiß Schweers sehr zu schätzen.

Mitglieder der Prinzengarde tragen die Künstlerorden nicht nur stolz beim Rosenmontagszug oder Karnevalssitzungen, sondern das ganze Jahr über. Auch nach New York zur berühmten Steubenparade würden die Orden dieses Jahr mitgenommen und durch die Straßen getragen, sagt Schweers.

Anfangs war der Kontakt der Karnevalisten zur Kunst noch etwas schwierig. Inzwischen lassen sich die Künstler nicht mehr lange bitten. «Je mehr Künstler wir hatten, umso einfacher wurde es», sagt Josef Nagel, Ehrensenator der Prinzengarde. Geld gebe es allerdings nicht für die Arbeit. Auch der renommierte Fotokünstler Andreas Gursky ist bereits angefragt. Nur zwei Absagen hat die Prinzengarde bisher bekommen: von Gerhard Richter und Georg Baselitz.

Die Künstler bekommen völlig freie Hand. Und nicht immer ist ihre typische Handschrift zu erkennen. Der 2014 gestorbene ZERO-Künstler Otto Piene etwa hatte nicht eine rauchige Feuerblume auf den Orden stanzen lassen, sondern ein lustiges rotes Gesicht, das eine lange Nase zeigt. Heinz Mack gestaltete eine fröhlich bunte Narrenkappe. Markus Lüpertz malte einen Harlekin vor rot-grünem Hintergrund.

Poetisch ist die Mondsichel mit dem einsamen Stern von Fotokünstler Thomas Ruff. Günther Uecker kreierte ein Gesicht aus bunten Kreisen, Drei- und Vierecken. Immerhin ließ er sein Markenzeichen, einen Nagel, an einer Kette vom Orden baumeln.

500 kleine Damenorden und 1500 größere Herrenorden lässt die Prinzengarde Blau-Weiss jeweils von einem Entwurf herstellen. Jedes der rund 575 Mitglieder bekommt einen Orden. Der größte Teil wird an andere Karnevalisten verliehen. Auch kaufen kann man die Orden - aber nur, wenn man sie dann weiter verleiht. Regelmäßig fragen auch schon Kunstliebhaber an. «Aber erhöhen wollen wir die Auflage nicht», sagt Schweers.

Umstritten war allerdings der Hund mit dem roten Ball in der Schnauze, den der 2011 gestorbene Norbert Tadeusz kreierte. Die Prinzengarde suchte vergeblich nach dem Bezug zum Karneval. Und gar nicht gelten lassen wollte die blau-weiße Garde jetzt Knoebels ersten Vorschlag, den Orden rot-weiß zu gestalten. Das wären die Farben der Garde-Konkurrenz gewesen.

 

Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH, Hamburg, www.dpa.de

 

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